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JOUR FIXE REKAPITULATION: Die Sammlung Visuelle Anthropologie am Weltkulturen Museum

Alice Pawlik, Kustodin der Abteilung Visuelle Anthropologie, stellt ihr Arbeitsgebiet vor. Erst ab den 70iger Jahren wurde die visuelle Anthropologie als eigenständiges Medium betrachtet. Prof. Thiel, Direktor von 1985-98, erkannte schon früh das Potential der Bildethnologie und gründete 1986 ein Bildarchiv. Dessen Bestand ist bis heute durch Schenkungen, Nachlässe und Neuankäufe auf über 100.000 ethnographische Fotographien, Dias, Negative und Filme angewachsen.

Schwerpunkt des Fotoarchivs sind die Sammlung von Dias und Fotos aus den 60er, 70er und 80er Jahren mit landeskundlichen Aufnahmen, von historischen Stätten, Festen, Tänzen, Initiationsriten und Filmen. Nach Schließung des IWF (Institut für den Wissenschaftlichen Film) Göttingen übernahm das Weltkulturen Museum etwa 500 audiovisuelle Medien aus dem Bestand des Instituts, darunter über 240 Filme von Hermann Schlenker. Nach den Regeln des IWF sollten wissenschaftliche Dokumentationen enzyklopädisch angelegt werden, aus Sequenzen z.B. von Bewegungsabläufen sollte ein filmisches Lexikon entstehen. 2013 fand im WkM die von Alice Pawlik kuratierte Ausstellung im Rahmen der Frankfurter Biennale des bewegten Bildes mit über 100 ethnographischen Kurzfilmen statt.

Zu den Aufgaben der Abt. Visuelle Anthopologie gehört eine umfassende Dokumentation jeden Bildes (Motiv, Ort, Datum, Kontext, textliche Beschreibung, Digitalisierung, weitere Verarbeitung) und Aufbereitung für Ausstellungsprojekte. Die Themen Bildrechte und Bildethik spielen heute eine große Rolle, Fragen zur Bildentstehung (in kolonialem Kontext gibt es dazu eigene Provenienzforschung), zum Verhältnis zwischen Fotograf und Abgebildeten, Persönlichkeitsschutz, Recht auf Veröffentlichung, zur Dokumentation der Vereinbarung z.B. bei Feldforschung. Dazu werden viele Fragen an die Referentin gerichtet. Ein offizieller Kodex an Leitlinien ist noch nicht vorhanden.

2005 erhält das Weltkulturen Museum von der Stadt Darmstadt den fotografischen Nachlass der Weltenbummlerin, Journalistin und Fotografin Milli Bau.Vom 05. Mai bis 27. Oktober 24 zeigt das Kunstforum TU Darmstadt in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum die Ausstellung „Milli Bau. 5000 km bis Paris“. Zum Bildmaterial gibt es nur spärliche Informationen, die durch Recherchen zum Leben von Milli Bau aus ihren Publikationen erarbeitet werden mussten. Die Digitalisierung der über 5.000 Aufnahmen, Dias, Negative und Fotoabzüge, war möglich durch die Förderung des Kulturdezernates.

Alice Pawlik bietet eine Führung des Freundeskreises durch die Ausstellung an, um die eindrucksvollen Fotografien der Reisen von Milli Bau nach Südamerika, Ländern der Seidenstraße, ihres Aufenthaltes im Iran zu erläutern. Dies wird mit Freude angenommen. Alle danken Alice Pawlik für ihren ausgezeichneten, informativen Vortrag.