„LITTLE NORTH ROAD“ (XIAOBEILU). FOTOGRAFIE AUF DER FUSSGÄNGERBRÜCKE

14.05.2020

Medien berichten seit einigen Jahren verstärkt über die ‚Präsenz Chinas‘ in Afrika. Afrikanische Communities gibt es in den chinesischen Städten allerdings schon seit den 1990er Jahren. 

Alltag afrikanischer Migrant*innen in Guangzhou

In der südlichen Küstenstadt Guangzhou, Partnerstadt der Stadt Frankfurt, lebt die größte Gruppe afrikanischer Migrant*innen in China. Eine florierende Wirtschaft, billige Konsumgüter und ein großer Markt lassen dort Menschen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern eine berufliche Perspektive suchen. Doch auch wenn sich manche Migrant*innen z. B. als Händler*innen ein Geschäft aufbauen, ist die Perspektive vieler durch Konflikte mit der chinesischen Einwanderungsbehörde, Erfahrungen von Rassismus und der Verschlechterung wirtschaftlicher Bedingungen getrübt. In der ersten Ausgabe der WELTKULTUREN NEWS beschreibt der Afrikanist Adams Bodomo diese Konflikte und den Alltag afrikanischer Migrant*innen in China.

Das Fotoprojekt „Little North Road“ (Xiaobeilu) 

widmet sich Menschen und ihren Tätigkeiten auf einer Fußgängerbrücke in einem ethnisch vielfältigen Viertel von Guangzhou. Die Brücke fungiert als symbolisches Tor nach China und in die Metropole für Menschen aus dem globalen Süden – unter ihnen Menschen aus allen Teilen des afrikanischen Kontinents, die auf der Suche nach einer Perspektive nach Guangzhou gekommen sind.

Auf dieser Brücke 

lernte der US-amerikanische Fotograf Daniel Traub zwei chinesische Porträtfotografen kennen. Wu Yong Fu und Zeng Xian Fang verdienten ihren Lebensunterhalt damit, vor allem afrikanischen Passant*innen Erinnerungsfotos anzubieten. Unbeabsichtigt erstellten sie so eine Chronik der verschiedenen Menschen, die zwischen 2012 und 2015 nach Guangzhou kamen. In Traubs Zusammenarbeit mit Wu und Zeng ist ein Archiv mit mehr als 25.000 Bildern entstanden.

Die Ausstellung „WELTENBEWEGEND. Migration macht Geschichten“ zeigt eine reduzierte Auswahl der gesammelten Porträts sowie Traubs eigene Fotografien und Videos, die das gesellschaftliche Treiben auf der Brücke und in ihrer Umgebung dokumentieren.


TIPP ZUM THEMA

Corona und Chinas Rassismusproblem
Steffen Wurzel, ARD Shanghai, 8.5.2020
Den Beitrag finden Sie hier.

Rassismus gegen Afrikaner in China
Virenjagd wird Menschenjagd
TAZ, 14.4.2020
Den Artikel finden Sie hier.


Daniel Traub, geb. 1971, lebt als Fotograf und Filmemacher in New York. Seit 1999 arbeitet er an fotografischen Langzeitprojekten in China.

Wu Yong Fu, geb. 1979, verließ seine Heimatprovinz Jiangxi auf der Suche nach einer Perspektive und ging nach Guangzhou. Von 2009 bis 2011 nutzte er seine fotografischen Fertigkeiten, um auf der Straße Erinnerungsporträts für die vielen Afrikaner und anderen Passanten in und um Xiaobeilu anzufertigen.

Zeng Xian Fang, geb. 1980, verließ auf der Suche nach einem Lebensunterhalt die Provinz Hunan und ging nach Guangzhou. Er arbeitete von 2009 bis 2015 auf der Fußgängerbrücke im Viertel Xiaobeilu als Fotograf.