FILM- UND FOTOSAMMLUNG HERMANN SCHLENKERS

03.12.2020

Die Film- und Fotosammlung Hermann Schlenkers gehört zu den umfangreichsten des Weltkulturen Museum: Sie umfasst 188 ethnografische Filme und ca. 7.000 inventarisierte Dias und Fotografien.

Hermann Schlenker, geboren 1932, absolvierte nach einer Lehre als Feinmechaniker und Uhrmacher in Stuttgart seine Ausbildung zum Fotografen und Kameramann. Von da an führten ihn zahlreiche Reisen in viele verschiedene Regionen der Welt. Seine erste Reise 1957 nach Island und Grönland blieb jedoch die prägendste. Vier Jahre blieb er vor Ort, fotografierte und lernte Land und Leute kennen und lieben. Seine tiefe Verbundenheit veranlasste ihn im späten Alter zur Rückkehr und insbesondere zur Rückführung des dort entstandenen Film- und Fotomaterials.

Doch auch seine weiteren Reisen waren geprägt durch intensive Erfahrungen und tiefe Beziehungen zu den Menschen vor Ort. Er bereiste 1962/63 Afghanistan, 1964/65 Thailand, 1966 Mali, 1969 Venezuela und Kolumbien, 1970 Indien, 1971 das Nuguria-Atoll, 1972 und 1975 Tibet, 1973/74 Neuguinea, 1977/78 Kamerun, 1980 Brasilien, 1983 Äthiopien und 1990 Namibia. Überall hielt er seine Eindrücke visuell fest und produzierte zahlreiche Forschungsfilme, die von der International Film Foundation New York, dem Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen und mehreren deutschen Sendeanstalten veröffentlicht wurden. Parallel zu seinen Filmproduktionen legte er zudem umfangreiche Fotodokumentationen an, die aufgrund seiner fotografischen Ausbildung und seiner Ausrichtung auf ethnografische Themen sowohl mit ihren bedeutsamen Inhalten für Forschung und Lehre überzeugen als auch mit ihrer qualitativ hoch angelegten Ästhetik.

Die Sammlung Hermann Schlenkers wird aktuell digitalisiert. Dabei geht es nicht nur um deren langfristigen Erhalt, die Digitalisierung ermöglicht darüber hinaus eine weltweite Vernetzung und einen fast grenzenlosen Austausch über museale Inhalte. Von der Sammlung Schlenkers konnten bereits über 50% digitalisiert werden. Im Rahmen der Förderung zur Erhaltung von Kulturgut des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst wurden im vergangenen Jahr weitere 2.500 analoge Mittelformat-Dias zunächst professionell gereinigt und im Anschluss in ein digitales Format überführt. Nun geht es um die Einbindung der digitalen Daten in die Datenbank, die Verschlagwortung und Verknüpfung mit weiteren Informationen, die Nachbearbeitung von bereits enthaltenem Textmaterial und letztendlich die zukünftige Öffnung der Sammlung für ein interessiertes Publikum.

Welchen Stellenwert die Öffnung von und der Zugang zu Sammlungen hat, fast Schlenker selbst zusammen:

„Meine Filmarbeit hat mich durch 75 Länder geführt und auf diesen Reisen sind an die 300 wissenschaftliche Forschungsfilme und viele Fernsehfilme entstanden. Ich habe aber die alten Freunde in Island nie vergessen. Jetzt bin ich 80* Jahre alt. Da habe ich mir gedacht, diese tausende Bilder werden in Island einen besonderen, sogar geschichtlichen Wert haben und als guter Freund von Island habe ich den Transport der drei Kisten auf mich genommen, um zurückzugeben, was das Land mir damals gab.“

* das Zitat ist 2012 während eines Interviews in Reykjavik entstanden, inzwischen ist Hermann Schlenker 88 Jahre alt und pflegt immer noch einen regen Kontakt zum Weltkulturen Museum.


Text: Alice Pawlik, Kustodin Visuelle Anthropologie


Mehr zur Digitalisierung im Weltkulturen Museum in der aktuellen Ausgabe der Weltkulturen News.