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Repatriierung eines Lederhemds der Dakota an Duane Hollow Horn Bear

Im Jahr 2021 hat das Weltkulturen Museum das historische Lederhemd des bekannten Anführers der Teton Lakota, Chief Daniel Hollow Horn Bear (†1913 in Washington)  dem Urenkel und Nachfolger Chief Duane Hollow Horn Bear in Rosebud, South Dakota, USA übergeben.

Das Weltkulturen Museum erwarb das Hemd im Jahr 1908 im Tausch mit dem American Museum of Natural History in New York. Das AMNH hatte es im Jahr 1906 als Teil einer großen Sammlung des New Yorker Millionärs, Sozialisten und Philanthropen James Graham Phelps Stokes (1872 – 1960) erhalten. Unter welchen Umständen das Hemd zuvor in den Besitz von J.G. Phelps gelangte, ließ sich nicht mehr rekonstruieren. 113 Jahre befand sich das Hemd dann im Besitz des Weltkulturen Museums und war über lange Zeit als Dauerleihgabe im Deutschen Ledermuseum Offenbach zu sehen.



Besuch in der Sammlung des Weltkulturen Museums am 6.6.2019: Duane Hollow Horn Bear mit Ehefrau Elsie. Foto: Mona Suhrbier

Bei einem Besuch im Weltkulturen Museum 2019 besichtigte Chief Duane Hollow Horn Bear das Hemd und äußerte die Bitte um Rückführung. Er präsentierte eine historische Portrait-Aufnahme des Fotografen John Alvin Anderson aus dem Jahre 1900, die Chief Daniel Hollow Horn Bear (Mato He Oklogeca) im betreffenden Hemd zeigt. Daniel Hollow Horn Bear war ein erfahrener Anführer und Polizeichef in Rosebud. Als Politiker nahm er Anfang des 20. Jahrhunderts wiederholt an Delegationsreisen nach Washington teil und verhandelte dort mit der US-Regierung über Verbesserungen für die indigenen Gemeinschaften in den damaligen Reservationen.

Auch wenn eine Unrechtmäßigkeit des Objekterwerbs nicht nachgewiesen werden konnte, bestehen doch zwei Tatsachen: Das Hemd befand sich vor seinem Übergang in die Sammlung Phelps nachweislich im persönlichen Besitz des Chiefs und er und seine gesamte indigene Community mussten die damals vorherrschenden repressiv-kolonialzeitlichen Verhältnisse erleiden. Die Rückkehr des Hemdes ist für Chief Duane Hollow Horn Bear und seine Familie gleichbedeutend mit einer Rückkehr des Urgroßvaters selbst. Das aufwendig mit Glasperlen und menschlichen Haaren verzierte Hemd aus Hirschleder trägt ein Familienmuster, das auch auf anderen Gegenständen der Familie Hollow Horn Bear zu finden ist. Darüber hinaus ist das Hemd des Chiefs für die indigene Gemeinschaft der Teton Lakota ein identitätsstiftendes Objekt von religiöser Bedeutung.

Das Weltkulturen Museum und die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt entschieden sich daher für eine Repatriierung. Durch die großzügige Unterstützung des Freundeskreises des Weltkulturen Museums wurde die Transportfinanzierung zur Rückkehr des Hemdes ermöglicht.

Auch wenn die Corona-Pandemie leider ein Zusammentreffen zur persönlichen Übergabe verhinderte, bietet diese Rückführung eine Chance für einen Neubeginn der Beziehungen zwischen Museum und Urhebergesellschaft.