EINFACH REINKOMMEN - EIN ERFAHRUNGSBERICHT
Im Dezember 2024 fanden im Rahmen des Projekts „Einfach Reinkommen“ im Weltkulturen Museum zwei inklusive Führungen statt. Dieses Format wurde 2021 von der Lebenshilfe Frankfurt entwickelt und ist eine Kooperation mit Frankfurter Museen. Menschen mit und ohne Behinderungen erarbeiten gemeinsam Führungen, für ein inklusives Publikum.
Neben den eigentlichen Führungen gab es im Vorfeld ein umfangreiches Programm. Bereits im Juni 2024 fand das erste Kennenlernen auf Gut Hausen, dem Zentrum der Lebenshilfe Frankfurt statt. Jedes teilnehmende Museum präsentierte sich mit einer eigenen Station in einem kleinen Zelt, sodass die Teilnehmenden des Projektes „Einfach Reinkommen“ die verschiedenen Häuser kennenlernen konnten. Gemeinsam mit mir (Projektkoordinatorin Weltkulturen Museum), begleitete Ute Hecht (freie Kulturvermittlerin des Weltkulturen Museums, das Projekt. Stephanie Endter (Leiterin der Bildung und Vermittlung des Weltkulturen Museums) unterstützte uns bei diesem ersten Treffen. Wir unterhielten uns an dem Tag mit vielen Interessierten über das Weltkulturen Museum und die aktuelle Australien-Ausstellung „Country bin pull’em. Ein gemeinsamer Blick zurück“. Am Ende des Tages durfte jede*r ein Museum auswählen, bei dem er oder sie eine Führung übernehmen wollte. Für das Weltkulturen Museum entschieden sich Najet Trabelsi und Marcel Philhofer. Für Najet war es die zweite Teilnahme an dem Projekt, während Marcel bereits seit 2022 dabei ist.
Im Juni und Juli trafen sich alle Teilnehmenden an zwei Samstagen zu Vorbereitungs-Workshops. Der erste Termin fand im Jüdischen Museum statt. Dort unterhielten wir uns ausführlich darüber, wie ein Museum für alle gestaltet sein sollte und welche Wünsche wir an ein inklusives Museum haben. Danach folgten spielerische Stimm- und Sprachübungen, um uns auf die Führungen vorzubereiten.
Unser zweiter Workshop führte uns ins Dialogmuseum. Dort tauschten wir uns darüber aus, was ein Museum ausmacht und worauf ein Tour-Guide bei Führungen achten sollte. Danach wurden wir selbst aktiv und präsentierten in Kleingruppen jeweils ein Objekt vor der gesamten Gruppe. Zum Abschluss sprachen wir erneut über Strategien zur Vorbereitung einer Führung.

Foto: Ute Hecht, Melina Angermeier, Najet Trabelsi und Marcel Philhofer während ihrer inklusiven Führung im Weltkulturen Museum. Foto: Weltkulturen Museum
Nachdem wir uns in den zwei Workshops miteinander vertraut gemacht hatten, begann die konkrete Vorbereitungsphase unserer Führung. Najet, Marcel, Ute und ich trafen uns einmal pro Woche, um gemeinsam die aktuelle Australien-Ausstellung des Weltkulturen Museums zu besuchen. Dabei sammelten wir unsere Eindrücke und tauschten uns über die ausgestellten Werke und die großformatigen Kopien der Felsbilder aus.
Am Tag unserer ersten gemeinsamen Führung trafen wir uns eine Stunde vorher, um ein letztes Mal alle Abläufe durchzugehen. Wir hatten im Vorfeld festgelegt, wer welchen Teil der Ausstellung präsentiert, und übten nun einen flüssigen Ablauf. Um 12 Uhr starteten wir in kleiner Runde. Die Atmosphäre war entspannt und offen. Wir begannen im Erdgeschoss, wo wir die Besucher*innen mit der Thematik der Ausstellung bekannt machten und mehrere Felsbilder diskutierten. Auf dem Weg ins Obergeschoss besprachen wir die vielen Fotografien, die im Treppenaufgang gezeigt werden. Oben angekommen, setzten wir uns mit der vielfältigen zeitgenössischen Kunst der indigenen Australier*innen auseinander. Wonach wir bei unserer Führung besonders Ausschau hielten, waren die vielen verschiedenen australischen Tiere, die in den Felsbildern und den Kunstwerken abgebildet sind.
Vor der zweiten Führung gingen wir gemeinsam in ein nahegelegenes Café. Bei einem warmen Getränk und einem Stück Kuchen tauschten wir uns über die Ausstellung, das Projekt “Einfach Reinkommen“ und viele weitere spannende Themen aus.
Marcel Philhofer beschreibt seine Erfahrung so: „Die Führung hat eine schöne Zusammenarbeit in unserer Gruppe ermöglicht. Das Thema der Ausstellung ist für mich eine größere Herausforderung, weil es für mich neu und unbekannt ist. Aber durch die vielfältigen Motive der ausgestellten Bilder konnte ich meine Fantasie mit einbeziehen. Und das ist spannend. Die kommende Führung wird die Ausstellung sicherlich noch anschaulicher machen.“
Ute Hecht schildert, wie sie die Zusammenarbeit erlebt hat: "Mir hat gefallen, dass wir uns gemeinsam mit der Ausstellung vertraut gemacht haben. Wenn man sich sonst auf eine Führung vorbereitet, ist das doch eher eine einsame Angelegenheit. Es war spannend zu sehen, dass uns unterschiedliche Sachen gefielen. Und ich fand unsere Führungen toll, die anders verliefen als die Führungen sonst.
Ich kannte “Einfach Reinkommen“ bisher noch nicht und finde jetzt, dass es ein tolles Projekt ist. Es ist großartig, dass dadurch ein inklusiver Zugang zu Museen ermöglicht wird."
Foto: Inklusive Führung im Weltkulturen Museum. Foto: Weltkulturen Museum
Mir persönlich hat das Projekt besonders viel Spaß gemacht, weil es mir die Möglichkeit gegeben hat, mit Menschen in Kontakt zu kommen, denen ich im Alltag sonst kaum begegnen würde. Die Zusammenarbeit in unserem Team war inspirierend, denn wir erarbeiteten gemeinsam eine Führung die den Besucher*innen einen neuen Zugang zur Ausstellung ermöglichte. Besonders schön fand ich, dass jede*r von uns die eigenen individuellen Stärken und Interessen einbringen konnte. Deshalb finde ich, dass „Einfach Reinkommen“ ein bereicherndes und wichtiges Projekt ist!
Die nächste inklusive Führung durch die Ausstellung wird am Samstag, 24. Mai 2025 um 15 Uhr stattfinden. Wie zuvor werden Najet Trabelsi, Marcel Philhofer, Ute Hecht und ich die Besucher*innen durch die Ausstellung begleiten.
Text: Melina Angermeier
Diese Veranstaltung wird vom Weltkulturen Freundeskreis unterstützt.