ANKÄUFE DES WELTKULTUREN MUSEUM IM JAHR 2020

25.02.2021

Nicht nur Werke, sondern Beziehungen

Das Sammeln wird oft als selbstverständliche museale Basisarbeit vorausgesetzt. Was diese Tätigkeit einschließt, welche Inhalte und Arbeitsabläufe mit ihr verbunden sind, unter welchen Bedingungen sie überhaupt stattfinden kann, bleibt hingegen meist unsichtbar.

Ankäufe sind nicht einfach ein Auswählen, Bestellen, Bezahlen. Vielmehr gehören zur Erweiterung einer Sammlung verschiedenste Arbeiten: die inhaltliche Projektentwicklung, Kontaktaufnahme, Organisation von Auftrag, Transport und Geldtransfer, es braucht Regional- und Sprachkenntnisse, ethnologische Expertise und vieles mehr. Sollen Ankäufe ein sinnvoller Teil musealer Konzeptarbeit sein, müssen die Kustod*innen der Sammlungsabteilungen selbst sammeln. Das ist Teil der ethnologischen Arbeit.

Doch die eigene Sammlungsarbeit benötigt finanzielle Ankaufsmittel, die den städtischen Museen in den letzten Jahrzehnten nicht mehr als eigene Etatposition zur Verfügung standen. Das hat sich nun geändert. Dank der vom Kulturdezernat für die Museen ausgehandelten Ankaufsmittel konnten wir in den letzten Monaten drei Ankäufe zu unseren eigenen Forschungsthemen tätigen. Alle drei Ankäufe haben gemein, dass die Arbeiten im Auftrag des Museums entstanden sind.

Diese gezielte Beauftragung indigenen Handwerker*innen oder Künstler*innen bedeutet, dass diese Hersteller*innen oder Künstler*innen selbst von ihrer Arbeit profitieren und eigene Perspektiven vermitteln können – wichtig im Rahmen der Debatte um die Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit. Als Museum können wir so mit unserer Sammlungsarbeit deutlich machen, dass wir nicht eine von Europäer*innen geschriebene Geschichte repräsentieren wollen, sondern die Gegenwart unserer indigener Partner*innen in den Mittelpunkt stellen. 

Jeder dieser Ankäufe ist auch ein Ergebnis von lange gepflegten Kontakten sowie der intensiven Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Sammlungen. Es sind auch Forschungsleistungen der jeweiligen Kustod*innen. Die Ankäufe sind also mehr als reine Sammlungserweiterung, sie sind auch Kommunikation, Initiation eines Dialogs und von Partnerschaften. Sie sind nicht nur Werke, sondern Beziehungen.

Schon ab April sind ausgewählte Ankäufe in der neuen Ausstellung „Grüner Himmel, Blaues Gras. Farben ordnen Welten“ zu sehen.

Mehr zur Ausstellung hier: