Die Sammlung Afrika

Kustodin der Abteilung: Julia Friedel

Die historischen Bestände der Afrika-Sammlung setzen sich aus mehreren unterschiedlichen Sammlungskomplexen zusammen. Ein kleiner Teil gehörte einst zu den Sammlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die 1817 in Frankfurt am Main gegründet wurde und neben Naturalien auch ethnografische Objekte aus aller Welt sammelte. Das Museum erwarb zudem zahlreiche Objekte von zwei weiteren Gesellschaften, wie sie für das 19. Jahrhundert typisch waren, der Anthropologischen sowie der Colonial-Gesellschaft. Seit seiner Gründung im Jahr 1904 legte das Museum zudem eigene Sammlungen an, die von den unterschiedlichsten Personen wie Missionaren, Kolonialbeamten, Diplomaten, Kaufleuten, Ärzten, Botanikern und Zoologen, aber auch explizit ausgesandten Forschungsreisenden zusammengetragen wurden.

So bereiste Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg von 1910 bis 1911 die Grenzgebiete der damaligen deutschen Kolonie Kamerun, 1927/28 erwarben die Brüder Fritz und Wilhelm Jaspert eine kleine, wertvolle Sammlung von verschiedenen Ethnien Mittel-Angolas. In den 1930er-Jahren sammelte der Arzt Hans Himmelheber mehrere bedeutende Objekte von der Elfenbeinküste. Nicht zuletzt erhielt die Sammlung Objekte aus dem Afrika-Archiv von Leo Frobenius, als dieser 1935 zum Direktor des Museums ernannt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein umfangreicher Teil der Afrika-Sammlung, vor allem im Bereich der Großskulpturen, vernichtet. Heute umfasst die ethnografische Sammlung noch etwa 15.000 Objekte der Kunst und Kultur afrikanischer Völker. Die geographischen Schwerpunkte liegen im Bereich Zentralafrika (Angola, Demokratische Republik Kongo, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Rwanda) sowie Nordost- und Ostafrika (Äthiopien, Sudan, Somalia, Uganda, Kenia, Tansania). Historisch bedeutsame Objekte sind aus Nigeria und Südafrika zu verzeichnen.

Die ethnografische Sammlung wird seit 1974 durch Werke zeitgenössischer Kunst ergänzt. Inzwischen umfasst dieser Sammlungsbereich ca. 2.800 Arbeiten und ist damit der größte seiner Art in einem ethnografischen Museum des deutschsprachigen Raumes.

Die damalige Afrika-Kustodin Dr. Johanna Agthe begann die Sammlung während eines Forschungs- und Sammelaufenthaltes in Kenia. Von 1985 bis 1999 wurde die Sammlung systematisch weiter ausgebaut. Im Auftrag der Direktion kauften Dr. Ronald Ruprecht in Nigeria, Dr. Friedrich Axt im Senegal sowie Dekan Hans Blum in Südafrika zeitgenössische Werke an. Die größte Erweiterung des Bestandes kam mit der Sammlung Jochen Schneider, welcher in den 60er- und 70er-Jahren in Uganda lebte und für den Aufbau einer Galerie sammelte. Nach dem plötzlichen Tod Schneiders wurden 2000/2001 ca. 1000 Werke teils angekauft, teils gingen sie als Schenkung an das Museum. Die Sammlung Schneider gibt in seiner Gesamtheit einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen an der Makere Universität in Kampala, wie sie in Uganda selbst aufgrund des langen Bürgerkrieges nicht existiert. Zu den jüngsten Erwerbungen in diesem Sammlungsbereich zählen Arbeiten von Hassan Musa und Ransome Stanley.