Die Sammlung Ozeanien

Kustode der Abteilung: Matthias Claudius Hofmann

Zu den ältesten Beständen der Abteilung gehört die Sammlung des Missionars Carl Strehlow von den Aranda in Zentral-Australien. Der damalige „Freundeskreis Völkermuseum“ schenkte sie kurz nach der Gründung dem Museum. Eine Sammlung von den Dieri in Südaustralien, die der Missionar Otto Siebert um 1905 zusammentrug, schenkte die Anthropologische Gesellschaft dem Museum. Weitere nennenswerte Bestände sind die Sammlung Sebald (vor 1905) aus Fiji und die Sammlung Moolenburgh aus Nordwest-Neuguinea (vor 1912). Sonst gibt es nur wenige vollständige Sammlungen aus Melanesien, aber einige sehr gute und relativ alte Einzelstücke. Die alten Bestände aus Polynesien und Mikronesien sind zwar gering, von den Maoris in Neuseeland gibt es jedoch eine kleine Sammlung alter sehr qualitätsvoller Stücke.

Expeditionen von Museums- und Institutsmitarbeitern und Mitarbeiterinnen gingen 1937/38 nach Nordwest-Neuguinea (Hermann Niggemeyer, Albert Hahn, Josef Röder). Helmut Petri und Agnes Schulz sammelten 1938/39 in Australien (Kimberleys und Arnhemland). Im Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der zu der Zeit zu den besten europäischen Australiensammlungen gehörenden Bestände zerstört. Es besteht jedoch immer noch eine beeindruckende Sammlung alter Rindenmalereien von den Kimberleys. Petri sammelte noch einmal von 1953 bis 1954, konnte jedoch die Kriegsverluste damit nicht ausgleichen.

Bekannt ist die Ozeanien-Sammlung heute vor allem wegen der umfangreichen Bestände vom Sepik, von den Yimar vom Korowori und wegen der sehr alten Figuren der Inyai-Enga, die die Mitglieder des Frobenius-Instituts, Meinhard Schuster, Eike Haberland und Siegfried Seyfahrt in den Jahren 1961 und 1963 zusammentrugen. Diesen Sammlern verdankt die Ozeanienabteilung fast alle Großobjekte wie die an deutschen Museen einmaligen Männerhauspfosten, Schlitztrommeln und Boote. Da man in den 1960er-Jahren noch Dubletten-Sammlungen für den Tausch mit anderen Museen anlegte, wurden viele Objekte von den Sammlern in großer Menge erworben. Nach diesen Sammelreisen wurde das Tauschen als sammlungszerstörende Praktik jedoch verworfen. Daher beinhaltet die Sepik-Sammlung eine überaus große Zahl an Alltags- und Kultgegenständen.

Im Jahr 1986 sammelte Thomas Michel für die geplante Ausstellung „Neuguinea – Nutzung und Deutung der Umwelt“ im Hochland Neuguineas vor allem bei den Eipo und Nalumin (Irian Jaya). Nur ein Jahr später gelang es, eine Sammlung von den Trobriand-Inseln anzukaufen, die auch ein großes, originales Kula-Boot und den Yamsspeicher eines Häuptlings umfasst. Für die Ausstellung „Talofa Samoa“ reiste die Kustodin Gerda Kroeber-Wolf 1996 nach Samoa, um eine die heutige Zeit spiegelnde Sammlung von Alltags- und Kunstgegenständen anzulegen.

Die Sammlung zeitgenössischer Kunst Ozeaniens wurde von der Abteilungskustodin Eva Raabe 1986 begonnen. 1991 kaufte sie in bei den australischen Aborigines und in Papua-Neuguinea Gemälde und Skulpturen von den Künstlern direkt an und dokumentierte die Kunstentwicklung dieser Gebiete. Während eines Forschungsjahres (finanziert vom Australian Research Council) konnte sie 1999 im Zuge ihrer Untersuchungen zur zeitgenössischen Kunst Papua-Neuguineas diese Sammlung weiter ausbauen.

Heute besteht die gesamte Abteilung aus etwa 16.000 Stücken. Ein Ziel weiterer Sammeltätigkeit ist die Dokumentation kulturellen Wandels und der Entwicklung zeitgenössischer Kunst im gesamten pazifischen Raum.