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SCHARF BELICHTET

Objekte der Begierde in ethnographischen Sammlungen

Mit Marie Angeletti, Rut Blees Luxemburg, Azadeh Fatehrad und Olivier Richon.
In Kooperation mit dem Royal College of Art, London.

In dieser Ausstellung präsentieren vier in London lebende Fotografen aus Deutschland, Frankreich, dem Iran und der Schweiz neue Arbeiten, welche im April 2013 im Frankfurter Weltkulturen Museum in direktem Bezug zur ethnographischen Sammlung und dem Bildarchiv entstanden sind.

In der Geschichte der Repräsentation fremder Kulturen spielte die Fotografie eine wichtige Rolle. Von der Darstellung rassischer Stereotypen bis hin zur Dokumentation der Feldforschung, zeigen diese fotografischen Aufnahmen die Komplexität des kolonialen und des ethnographischen Blickes auf.

Während man relativ vertraut mit den Debatten über frühe anthropologische Portraits von Menschen ist, wurden die verschiedenen Arten der Ablichtung von ‚Stammeskunst’ und ethnographischen Objekten in der Studiofotografie bis heute nicht analysiert oder diskutiert. Gesammelt auf Expeditionen in fernen Ländern, erreichten diese Objekte einst das Museum in Frankfurt und erhielten ab diesem Zeitpunkt ein ‚neues Leben’: Sie wurden datiert, fotografiert und ausgestellt. Hier begegnet man einer andern Vorstellung des Exotismus: Rituelle Masken, Statuetten und sogar Alltagsgegenstände werden mit Spots beleuchtet, um ihre geheimnisvolle Wirkung zu steigern, farbige Hintergründe werden eingesetzt, um dramatische Effekte zu erzielen und Distanz wird durch eine theatralische, fast auratische ‚mise-en-scene’ künstlich wiederhergestellt.

Mit diesem kritischen Verständnis als Kontext, fotografierten die vier Künstler die gleichen Objekte, die seit 1965 wiederholt dargestellt wurden. Sie produzierten erstaunliche visuelle Antworten die die Konstruktion von Begierde, Fantasie und Bedeutung in den ethnographischen Sammlungen zur Geltung bringen. Weitere in der Ausstellung gezeigte Arbeiten beinhalten sowohl die fotografische Visualisierung von Mythen aus Lateinamerika, als auch Einblicke in Lagermethoden des Museums.

In der Ausstellung werden die neuen Werke von Angeletti, Blees Luxemburg, Fatehrad und Richon präsentiert, welche auf der künstlerischen Forschung basieren und historische Aussagen und Repräsentationen zu kulturellen Kontakten, fotografischer und ethnologischer Geschichte hinterfragen und dekonstruieren.

Marie Angeletti (*1984, Marseille) lebt und arbeitet in London. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen „Mixed Feeling“, Cole London; „Deagu Biennale“, South Korea; „Bloomberg New Contemporaries“, ICA, London; „Vitrine Gallery“ London. Bis vor Kurzem arbeitete Marie Angeletti an „Fabricants Couleurs“, einer ortsspezifischen Installation innerhalb einer Lackfabrik im Rahmen des Marseille Culture Capital 2013.

Rut Blees Luxemburg (*1967, Trier) lebt und arbeitet in London. In ihren großformatigen fotographischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Thematik des öffentlichen Raumes. Zu ihren Monographien und Ausstellungen zählen „Commonsensual“, „Liebeslied/ My Suicides“ (mit Alexander García Düttmann), „Caliban Towers“ (mit muf architects) und „Piccadilly’s Peccadilloes“ (Flughafen Heathrow). Sie unterrichtet Fotografie am Royal College of Art, London. Ihre Arbeiten befinden sich in bedeutenden internationalen Sammlungen wie Tate Modern, Victoria & Albert Museum und Centre Pompidou. (rutbleesluxemburg.com)

Azadeh Fatehrad (*1981, Teheran) lebt und arbeitet in London. Sie ist eine PhD Kandidatin im Fotografie Programm am Royal College of Art. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Repräsentation und Gender. Sie nahm an folgenden Ausstellungen teil, “An Inventory of Al-Mutanabbi Street” im Centre for Book Arts (New York, 2012), “Politics and Power” (2011), “World Vision Exchange” (London, 2010), “The Selected works of Iranian Photographers” (Vancouver, 2010). (azadehfatehrad.com)

Olivier Richon (*1956, Lausanne) lebt und arbeitet in London. Er ist Leiter des Fotografie Programmes am Royal College of Art, London. Er studierte an der Polytechnic of Central London bei Victor Burgin, schloss mit einem Diplom in Film und Fotografie ab und absolvierte einen Master in Philosophie über Exotizismus und Repräsentation. 1991 gewann er den Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie. Richons Fotografien befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen und wurden international ausgestellt, darunter Victoria & Albert Museum, London; Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris; Museum Folkwang, Essen; National Museum of Modern Art, Kyoto; Brooklyn Museum, New York und in der National Gallery of New South Wales, Australien. Seine Monografie „Real Allegories“ wurde 2006 von Steidl publiziert.



Weltkulturen Labor, Green Room
Schaumainkai 37, 60594 Frankfurt