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Samstag, 9. Oktober 2004 bis Sonntag, 1. Mai 2005
∇ Ansichtssachen aus 100 Jahren
Am 22. Oktober 2004 wurde das Museum hundert Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigen wir ausgewählte Objekte der museumseigenen Sammlung in der AusstellungΔ Ansichtssachen aus 100 Jahren Am 22. Oktober 2004 wurde das Museum hundert Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigen wir ausgewählte Objekte der museumseigenen Sammlung in der AusstellungVon den Anfängen des Museums "Vollgestopft bis zum geht nicht mehr" waren damals - zu Beginn des 20. Jahrhunderts - die großen Glasvitrinen in der Schau- und Studiensammlung des Städtischen Völkermuseums. Hofrat Bernhard Hagen, erster Direktor von 1904 bis 1918, liebte es - wie die meisten Museumsdirektoren seiner Zeit - auf engstem Raum den Besuchern möglichst viel zu zeigen. Museumsobjekte präsentierte er in sog. Entwicklungsreihen. Sie dienten ihm zur Veranschaulichung der Evolutionstheorie, welche die Kulturen der Welt von "primitiv" bis "hochkomplex" einem hierarchischen Stufensystem zuordnete - eine Vorstellung, die in den Wissenschaften jener Zeit weit verbreitet war.Museum im Wandel Viele Entwicklungen hat das Museum seither durchlaufen: Eine Umbenennung seines Namens in "Städtisches Museum für Völkerkunde" fand Mitte der 1940er Jahre statt. In den 1960er Jahren erhielt das Museum den Namen "Museum für Völkerkunde Frankfurt am Main". Seit 2001 heißt es "Museum der Weltkulturen". Im Verlauf von 100 Jahren änderten sich nicht nur die wissenschaftlichen Ansätze im Fach Ethnologie, sondern innerhalb des Museums auch der Umgang mit den Sammlungen. Die Museumsmitarbeiter aus unterschiedlichen Wissenschaftsgenerationen und –Traditionen gingen mit jeweils eigenen Fragestellungen an die Stücke "ihrer" Sammlungen heran. Auch im Bereich der Ausstellungen (Konzepte, Anliegen, Design) gab es im Verlauf eines Jahrhunderts erhebliche Veränderungen.Zum Konzept der Ausstellung Diametral anders als vor 100 Jahren ist die Gestaltung der Jubiläumsausstellung "Ansichtssachen", deren allgemeines Konzept Anette Rein, Direktorin seit April 2000, entwarf. Die Ausstellung beruht auf einer minimalistischen Präsentation und ist von ihrem Charakter her experimentell. In den 13 Räumen des Museums präsentiert "Ansichtssachen" nur wenige Exponate mit dem Ziel, eine Vielfalt an Perspektiven und unterschiedliche Kontexte zu Stücken der museumseigenen Sammlung aus Nord- und Südamerika, aus Indonesien, Neuguinea und Europa vorzustellen.Sechs WissenschaftlerInnen des Museums konzipierten die Räume der Ausstellung. Sie wählten hierzu die Exponate nach unterschiedlichen Kriterien und Fragestellungen aus, die in den Kommentaren der Raumtexte ausführlich erläutert werden. "Ansichtssachen" vermittelt Besuchern nicht nur ein sinnlich-ästhetisches Vergnügen, sondern auch eine Vorstellung von der Arbeit mit Museumssammlungen, die immer auch detektivische Elemente, d.h. ein oft langwieriges Suchen bzw. Aufspüren von weiterführenden Informationen beinhaltet. Die Ausstellung macht deutlich, dass es zu jedem Exponat nicht nur eine, sondern immer viele Aussagen gibt – u.a. zusammengesetzt aus einheimischen Bedeutungen im Herkunftsland, den Inhalten, die auf der Interpretation durch europäische Wissenschaftler beruhen, und den populären Vorstellungen, die Museumsbesucher mit dem Gegenstand verbinden. In den Texten zur Ausstellung schildern die WissenschaftlerInnen des Museums in knappen Sätzen außerdem auch ihre persönliche Beziehung zu den von ihnen ausgewählten Objekten, da sich hinter der Auswahl von Objekten für den Ankauf in eine Sammlung oder als Exponat für eine Ausstellung meist auch eine persönliche Geschichte des Sammlers/der Sammlerin verbirgt.
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Freitag, 8. Oktober 2004 bis Freitag, 26. November 2004
∇ Kreativ zum Nulltarif
Recycling-Produkte aus Afrika (Mali, Ägypten, Burkina Faso, Äthiopien, Sierra Leone, Tansania, Elfenbeinküste, Sudan, Simbabwe, Syrien)Δ Kreativ zum Nulltarif Während 'Recycling' in Deutschland vor allem an den Grünen Punkt oder die Altpapiertonne vor der Tür erinnert, entwickeln Menschen aus den Ländern des Südens mit diesen Materialien kreative Ideen: sie stellen daraus notwendige und auch ausgefallene Dinge für den täglichen Gebrauch her.Vor allem Kinder nutzen "Zivilisationsmüll" zum Herstellen von Spielzeug. In Westafrika z. B. sind in den letzten Jahrzehnten neue Handwerksberufe entstanden, die sich auf die Verarbeitung von Plastik-, Gummi- und Metallabfällen spezialisiert haben: Von Müllsammlern beliefert, stellen sie z.B. Schöpfkellen und Eimer aus Speiseölkanistern, Kochherde aus Autofelgen u.v.m. her. Besonders in den Städten lösen diese preisgünstigen Recycling-Produkte oftmals "traditionelle" Haushaltsgegenstände ab.Die Ausstellung "Kreativ zum Nulltarif" richtet sich in erster Linie an Schulklassen. Angeregt durch die Ausstellungsstücke können Kinder und Jugendliche im Atelierraum selbst kreativ tätig werden und aus "Abfall" Spielzeug, Schmuck oder Gebrauchsgegenstände herstellen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Förderung der individuellen Phantasie, sondern auch der bewusstere Umgang mit den "Ausgangsmaterialien".
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Donnerstag, 26. August 2004 bis Sonntag, 23. Januar 2005
∇ Plakate in Afrika
Die Ausstellung zeigt eine Sammlung von aktuellen Plakaten aus Benin und Ghana.Δ Plakate in Afrika In zahlreichen Staaten Afrikas entwickelt sich heute eine eigene populäre Plakatkultur: Als Kalender oder Poster werden Plakate verkauft und in privaten oder halböffentlichen Räumen wie Lottobuden, Geschäftslokalen, Bars usf. aufgehängt. Hervorgegangen sind viele dieser Plakate aus den seit den 1980er Jahren auch in Europa bekannten und von vielen Museen und Galerien gezeigten Traditionen der Schildermaler. Heute werden die neuen Technologien des Druckens und der umkomplizierten Herstellung von Vorlagen für Offsetdruck aus Fotos souverän für diese Plakate genutzt.Die Ausstellung zeigt eine Sammlung von aktuellen Plakaten aus Benin und Ghana, wo neben Nigeria mittlerweile eine eigenständige Plakatproduktion entstanden ist. Plakate dieser Art dienen als Musterkataloge für Friseure, Schneider oder Möbeltischler, sie kommentieren aktuelle Weltereignisse wie den Irak-Krieg; sie informieren über bemerkenswerte True Life Stories (z. B. wie eine Frau Schildkröten zur Welt bringt oder wie ein Zauberer Kinder einem Krokodil opfert, damit dieses Geldscheinbündel ausspeit); sie üben Sozialkritik oder ermutigen zu Neuerungen wie das Plakat von der ersten Palmweinzapferin in unserer Abbildung.Gezeigt werden aber auch Plakate, wie sie verwendet werden von Kampagnen gegen die Verbreitung von AIDS, gegen häusliche Gewalt an Frauen, gegen die Verfolgung von alten Frauen unter dem Vorwand der Hexerei, gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen, ferner solche von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit oder aus der Wahlpropaganda.
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Samstag, 20. März 2004 bis Sonntag, 28. November 2004
∇ Naga
Kopfjäger im Schatten des HimalayaΔ Naga Dreißig ethnische Gruppen tibeto-burmesischer Herkunft - die Naga - bewohnen eine entlegene Region im Nordosten Indiens, die sich bis ins Obere Burma erstreckt. In der Jahrhunderte langen Abgeschiedenheit haben die Naga Kulturen entwickelt, in deren Zentrum die Jagd nach menschlichen Köpfen stand. Ihr lag ein komplexes Glaubenssystem zugrunde, das um die Vorstellung einer im Kopf vorhandenen Fruchtbarkeitskraft kreiste. Kopfjagd ist heute zwar offiziell verboten, doch ihr Geist ist noch überaus lebendig! Die Naga besinnen sich derzeit wieder auf ihre Traditionen und auf ritualisierte Weise beleben sie die alten Praktiken neu.Zehnjährige Bemühungen waren notwendig, bis es den Kuratoren der Ausstellung, Dr. Aglaja Stirn und Peter van Ham aus Frankfurt, ermöglicht wurde, erstmalig seit der Indischen Unabhängigkeit 1947 umfassende Forschungen bei den Naga in deren politisch sensiblen Gebiet durchzuführen.Diese erste Ausstellung zu den aktuellen Kulturen der Naga vermittelt in 32 großformatigen Fotografien einen Eindruck ihrer lebendigen Traditionen wie Feste, Künste, Architektur, Handwerk und religiöse Vorstellungen. Ergänzt werden die Fotos durch ausgewählte Objekte zur materiellen Kultur der Naga, vornehmlich aus dem Privatbesitz der Kuratoren sowie aus den Sammlungen Wittich/Jäger und von Miller (Frankfurt), Franzke (München) und Prokot (Köln) sowie aus dem Bestand des Museums der Weltkulturen. Von den Kuratoren aufgenommene Musik der Naga, die als Vorabveröffentlichung der Smithsonian Institution, Washington D.C., als CD zur Ausstellung im Museum erhältlich ist, stimmt die Besucher auch in die Klangwelten der Naga ein.
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